Gaza Operation - In the land of guns & moses!

Veröffentlicht auf von Andreas Reisinger

Meine neue Mission bringt mich in die besetzten Plästinensischen Gebiete. Die israelischen Angriffe im Dezember und Jänner auf den Gazastreifen machten eine spezielle Operation von Unicef nötig.

Bis jetzt gab es eine Arbeitswoche im Unicef Büro in Ost-Jerusalem und ein wenig Sightseeing. Am Montag, den 14.03., geht es für 4 Wochen nach Gaza City. Meine Aufgabe dieses Mal geht in Richtung Software-Implementation in Logistik.
Auch dieser Einsatz ist wieder mit Abschied von Liesi und Ylvi verbunden. Gut, dass ich nur für 5 Wochen weg sein werde, was den letzten Tag in Istanbul nicht einfacher machte. Das Bild zeigt meine beiden Mädels während High Tea im Kempinski/Istanbul. Manchmal muss man sich eben etwas gönnen.
  Hier unser Unicef-Office in Ost-Jerusalem. Ein Wohnhaus umgewidmet zu einem Headquarter. Sehr professioneller Empfang am Sonntag, dem 08.03.
  Da am Sonntag Unicef in Jerusalem nicht arbeitet, bleibt ein wenig Zeit für eine Entdeckungstour in die Altstadt mit all den heiligen Sehenswürdigkeiten. Nachdem ich einem arabischen Tourguide in die Hände gefallen war, bekam ich eine 3-stündige Führung in der Altstadt. Rückwirkend gesehen hat sich das Geld für den Burschen ausgezahlt. Der Hügel hinter mir ist der Ölberg. Auf diesem Hügel wurde Jesus festgenommen, um später von Repräsentanten seiner Religions-gemeinschaft in Kooperation mit den Römern zum Tode verurteilt zu werden. Diese Fakten für diejenigen, die sich nicht mehr so gut an den Religionsunterricht erinnern können.
  Alle jüdischen Stätten dürfen nur mit einer Kipa betreten werden. Mein Guide hatte natürlich eine für mich dabei. Dies nur als Erklärung - ich bin nicht zum jüdischen Glauben übergetreten.
  Unter mir sieht man die Klagemauer. Man fühlt sich mehrere tausend Jahre zurückversetzt, wenn man orthodoxe Juden mit ihren schwarzen Anzügen und Hüten an der Mauer sieht. Ich kannte bis jetzt solche Bilder nur vom Fernsehen im Zusammenhang mit Krieg in dieser Region.

Die goldene Kuppel links von mir ist der Platz an dem Mohamed in den Himmel aufgefahren sein soll. Jede Religion hat so ihre eigenen Wunder - ;-)
  Israelische Soldaten findet man überall patrollierend in den Straßen. Maschinengewehre gehören zu deren Standardausrüstung. Hier sieht man zwei Soldaten der Israeli Defence Forces den Eingang des Österreichsichen Hospizes bewachen. Das Hospiz ist sehr zu empfehlen - hier gibt es Schnitzel vom Schwein - man fühlt sich fast wie zu Hause.
  Das ist meine Lieblingssüßspeise in Palästina - Knafe. Käse mit Krümel überbacken. Es kommt in einer süßen Soße mit Pistazien oben drauf.
  Die Altstadt Jerusalems ist umgeben von einer Mauer mit mehreren Toren. Das ist das Damaskus Tor von der Außenseite fotografiert. Leider erlauben es die Sicherheitsbestimmungen der Vereintan Nationen nicht, dass ich mich am Abend in der Altstadt aufhalte.

Bis jetzt sieht dieser Auftrag ja noch nach einem Spaziergang aus. Die Fakten für den Gazastreifen lassen leider etwas anderes erwarten. Jerusalem und Israel werden von den Vereinten Nationen mit der Sicherheitsstufe 1 bewertet. Was im Prinzip nur erhöhte Vorsicht heißt. Die Westbank unterliegt der Sicherheitsstufe 3. Der Gazastreifen hat den Status 4. Die Sicherheitsstufe 5 bedeutet die Evakuierung aller internationalen Kräfte.

Der Gazastreifen ist ein großes Hochsicherheitsgefängnis mit 1,5 mio Einwohnern. Davon leben 750.000 Palästinenser in Flüchtlingslagern und sind seit Jahrzehnten von Hilfslieferungen abhängig. Ein Großteil des öffentlichen Service wie Schulen und Gesundheitsversorgung wird von den Vereinten Nationen aufrecht erhalten. Blöderweise wurde die letzte Wahl von der radikalen Hamas-Bewegung gewonnen. Diese Tatsache verschärfte den Konflikt mit den Israelis wieder einmal. Raketenbeschuss auf Israel aus dem Gazastreifen führte schlussendlich im Dezember zum offenen Krieg. Seit Mitte Jänner gibt es einen einseitigen Waffenstillstand. Schwer zu raten, wer ihn ausgerufen hat.

Trotz all diesen Widrigkeiten ist ein Besuch dieser Gegend emfehlenswert. Die unglaubliche Anhäufung von heiligen Stätten - jüdisch, orthodox, christlich, muslimisch - ist atemberaubend. Ich freu mich darauf, wenn Liesi und Ylvi zum Ende meines Einsatzes kommen werden, um dieses Land gemeinsam zu bereisen.

Gruß aus Ost-Jerusalem

Andreas
Seit Montag (16.03.) bin ich in Gaza City. Die Fahrt von Jerusalem bis zum Erez Check Point war eine nette Ueberlandfahrt in einem hoch entwickelten Land. Dann Erez Check Point! Und alles dreht sich um! Israeli Defence Forces wollten uns erst die Einreise nach Gaza vergweigern. Langes Herumtelefonieren mit unserem Security Officer in Jerusalem. Nach einer Stunde war es so weit. Wir wurden wieder einmal verhoert - und dann durften wir (Lynnette, Bilas und ich) in den Gazastreifen einreisen. Da wir drei keinen UN-Laissez Passez (Reisepass der Vereinten Nationen) haben, muessen wir ca. 1000 m durch das Niemandsland gehen. Trotz unserem Gepaeck am Ruecken und im Visier der israelischen Scharfschuetzen meisterten wir drei auch diese Huerde.

Links: In diesem Gebaeude befindet sich das Unicef Buero mit weiteren anderen. Auch der Repraesentant des oesterreichischen Aussenamtes hat hier sein Refugium.
  Wir befinden uns hier in einer Phase 4 Operation. Das heisst hoechste Sicherheitsstufe vor der Evakuierung. Im taeglichen Leben heisst das, dass keine Bewegung ausserhalb gewissen, gesicherten Gebaeuden erfolgen kann. Ich sehe also nur das Buero und unser Apartment. Internationals muessen in einem gepanzerten Fahrzeug fahren, welches von einen zweiten Fahrzeug eskortiert wird. Keine Restaurantbesuche, kein Einkaufen, kein Spazierengehen - kein gar nichts.

Ein Teil der UN-Leute ist im Hanadi Tower untergebracht - hier warte ich auf unseren kleinen Convoy, der uns jeden Morgen zum Buero bringt.
  Freitagmorgen Brunchtime! Von links nach rechts: Anna (Norwegen), Lynnette (USA) und Bilas (Nepal) sind zur Zeit meine WohnungsgenossInnen. Wir vier teilen uns ca. 300 m Wohnflaeche im Hanadi Tower.

Freitag und Samstag ist unser Wochenende - und wir sind eingesperrt. No movement - what do you expect in phase 4!!!!!
  Der Blick aus meinem Fenster - nicht schlecht auf das Mittelmeer zu schauen. Aber beim Schauen bleibt es auch schon.
  Plaestinensisches Dokumentenablagesystem im Lagerhaus.

Die brauchen unbedingt einen Logistiker!!!!
  Hier stehe ich auf der Dachterrasse unseres Apartmentturms. Auf allen Daechern, wo UN-Leute wohnen, ist UN in grossen Buchstaben draufgemalt. Im Hintergrund sieht man die UN-Flagge auf einem dieser Gebaeude. Die Flaggen werden nachts mit Scheinwerfern beleuchtet. Diese Kennzeichnung soll die IDF (Israeli Defence Forces) davon abhalten, Gebaeude der Vereinten Nationen zu beschiessen oder gar zu bombardieren.
  Einer der besseren Momente dieses Einsatzes. Unicef uebergibt dem Gesundheitsministerium Medikamente und medizinische Ausruestung. Der grinsende Herr links von mir ist ein Repreasentant des Ministers.
  Dieses Maedchen lebt in der Naehe eines unserer Lagerhaeuser.

Children without prospects!
  Manchmal kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch einen vernuenftigeren Beruf ausueben sollte.

Die kugelsichere (weiss wirklich nicht, was daran so sicher sein soll) Weste und der Helm am Kopf wiegen doch ein bisschen mehr als ein Nadelstreif.

Hoer so manchen meiner Bekannten sagen - "haettest doch was Gscheites studiert."
  Ein weisser Volvo durchlaeuft den Zoll auf der palaestinensischen Seite am Kerem Shalom/Rafah Check Point - Unicef's erste selbst importierte Sendung (ca. 2000 hygiene kits).

Der Plan war, 8 Trucks durchzubringen, aber leider ist auf der anderen Seite mit der Deklarierung etwas schief gelaufen und die restlichen Lkws mussten wieder umkehren.
 To be continued!!!  
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
A
Super für uns dieser blog! Endlich erfahren wir wieder ein bisschen mehr von dir/euch. Wünsche dir noch alles Gute und hoffe bald wieder neues zu lesen.<br /> LG Andrea
Antworten
A
Hallo Andi !!<br /> <br /> Schaut ja aufregend aus was du da so treibst, pass gut auf dich auf und meld dich mal wenn du wieder in der Gegend bist. Auf diesem Weg wünsch ich Dir und deiner Familie alles Gute.<br /> Liebe Grüsse<br /> Fredi ( Der Bärenmann *gg*)
Antworten
R
Servus Andi !<br /> Na`, du bist ja wirklich ein umtriebiger Geist ! Könntest so schön in einem Istanbuler Cafe Wasserpfeife rauchen und fährst in den Gazastreifen...<br /> Ich wünsche dir jedenfalls einen sicheren Aufenthalt und dass du wieder heil den Einsatz beendest.<br /> Beste Grüße<br /> Reinhard
Antworten